„Nach Jahren in Akut- und Intensivmedizin habe ich mich nach echten, längeren Patientenkontakten gesehnt.“


Der Weg zur Wasserstofftherapie
Dr. med. Sedat Spiekermann verbindet harte Akutmedizin mit feinfühliger, ursachenorientierter Therapie. Nach Zivildienst im Rettungsdienst führte ihn sein Weg ins Medizinstudium – mit dem klaren Ziel, Menschen in Ausnahmesituationen zu helfen. Als Anästhesist war er viele Jahre in der Luftrettung und auf Intensivstationen tätig und hat dort unzählige Notfälle begleitet. Mit der Zeit wuchs in ihm der Wunsch, Patientinnen und Patienten nicht nur für Minuten oder Stunden zu sehen, sondern sie langfristig durch ihre Beschwerden zu begleiten. So wechselte er von der reinen Akut- und Apparatemedizin in die spezialisierte Schmerztherapie und ließ sich zusätzlich in Osteopathie ausbilden. Seit 2016 führt er seine eigene Praxis, in der er schulmedizinische Schmerztherapie und manuelle Medizin miteinander kombiniert. Auf der Suche nach Wegen, Schmerzen nicht nur zu dämpfen, sondern ihre Ursachen gezielter zu behandeln, stieß Dr. Spiekermann auf die Forschung zu molekularem Wasserstoff – insbesondere die langjährigen Erfahrungen aus Japan bei entzündlichen und chronischen Erkrankungen. Fasziniert von den Ergebnissen, übertrug er die dort verwendeten Protokolle auf seine Praxis, entwickelte eigene Wasserstoff-Infusionen und testete sie systematisch bei seinen Patientinnen und Patienten. Heute gehört die Wasserstofftherapie zu einem zentralen Baustein seiner Arbeit: In seiner Praxis kombiniert er Osteopathie, moderne Schmerztherapie und Wasserstoff – vor allem bei chronischen Schmerzen, entzündlichen Prozessen und Erschöpfungssyndromen. Sein Ziel: weniger reine Symptombekämpfung, mehr echte Verbesserung der Lebensqualität.
Wasserstoff: Hype oder Hope?
In den letzten Jahren hat medizinischer Wasserstoff, insbesondere molekularer Wasserstoff (H2), das Interesse der wissenschaftlichen Gemeinschaft als eine vielversprechende therapeutische Intervention geweckt.

Es konnte gezeigt werden, dass H2 antioxidative, antiinflammatorische und antiapoptotische Wirkungen auf zellulärer und subzellulärer Ebene hat. Molekularer Wasserstoff erreicht seine Wirkorte aufgrund seiner geringen Größe dabei innerhalb weniger Minuten und unabhängig von anatomischen Leitungsbahnen wie Blutgefäße, Atemwege oder dem Gastro-Intestinal-Trakt alleine durch seine Eigenschaft, nahezu jede Barriere durchdringen zu können.
Diese Eigenschaften machen H2 zu einem möglichen Kandidaten für die Behandlung von verschiedenen Krankheiten, einschließlich Herz-Kreislauf-Erkrankungen, neurodegenerativen Erkrankungen und gastrointestinalen Störungen sowie Auto-Immunerkrankungen.
Wirkmechanismus

Antioxidativ & entzündungshemmend
Molekularer Wasserstoff (H₂) wirkt als selektives Antioxidans. Er neutralisiert besonders aggressive freie Radikale wie Hydroxylradikale (•OH) und Peroxynitrit (ONOO⁻), ohne dabei wichtige Signalradikale zu stören. Dadurch reduziert er oxidativen Stress und entzündliche Prozesse auf zellulärer Ebene.
Therapeutisches Potenzial
Breit einsetzbar bei schweren Erkrankungen
Studien zeigen positive Effekte von H₂ bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen, neurodegenerativen Krankheiten wie Alzheimer, Parkinson und ALS sowie bei Sepsis, Ischämie-Reperfusionsverletzungen und entzündlichen Erkrankungen. In Tiermodellen verbesserte H₂ unter anderem die Herzleistung und reduzierte Organschäden.
Schnell. Überall. Verträglich.
Schnell wirksam, gut verträglich
Dank seiner extrem kleinen Molekülgröße verteilt sich H₂ innerhalb weniger Minuten im gesamten Körper – unabhängig von Blutfluss oder Gewebetyp. Es kann Zellmembranen, Blut-Hirn-Schranke und Mitochondrien problemlos passieren. Bisher wurden keine relevanten Nebenwirkungen beobachtet, was H₂ als sicher für medizinische Anwendungen erscheinen lässt.
Die Wirkungen von H2 beruhen hauptsächlich auf seiner Fähigkeit, reaktive Sauerstoffspezies (ROS) wie Hydroxylradikale (HO.) und Peroxinitrit (ONOO-) zu reduzieren. HO. und ONOO- sind Hauptursachen für oxidativen Stress, der wiederum zu Zellschäden und Entzündungen führen kann. Indem H2 ROS reduziert, kann es das Gleichgewicht zwischen oxidativem Stress und antioxidativen Abwehrmechanismen wiederherstellen. Wasserstoff reduziert dabei nur die stärksten und reaktionsfreudigsten Radikale, schwächere Radikale, wie sie auch vom Immunsystem eingesetzt werden, lässt es unverändert. Allerdings ist Wasserstoff in der Lage, andere bereits verbrauchte Antioxidantien, die durch ihren Verbrauch eventuell selbst zu einem freien Radikal geworden sind (z.B. Vitamin C!) wieder zu „erneuern“, indem es ein Elektron überträgt, ohne dabei selbst zu einem Radikal zu werden.
In verschiedenen Tiermodellen wurde gezeigt, dass H2 positive Auswirkungen auf die Pathophysiologie von Herz-Kreislauf-Erkrankungen hat. In einer Studie an Mäusen konnte beispielsweise gezeigt werden, dass eine H2-Therapie eine verbesserte kardiale Ausgangsleistung und reduzierte Myokardschäden nach Ischämie/Reperfusionsverletzung bewirkt hat. In anderen Studien wurde nachgewiesen, dass eine H2-Therapie auch bei der Behandlung von neurodegenerativen Erkrankungen wie Alzheimer, Parkinson und Amyotrophe Lateralsklerose (ALS) nützlich sein kann. Zusätzlich zu seinen antioxidativen und entzündungshemmenden Eigenschaften hat H2 auch eine antiapoptotische Wirkung, die auf die Regulation von Zelltodmechanismen abzielt. In einer Studie an Ratten hat sich gezeigt, dass eine H2-Therapie eine erhöhte Überlebensrate bei Sepsis und reduzierte Nieren- und Lungenverletzungen bewirkt hat. Insgesamt ist medizinischer Wasserstoff ein vielversprechender Kandidat für die Entwicklung von Therapien verschiedener Krankheiten, insbesondere solchen, die mit oxidativem Stress, Entzündungen und Apoptose assoziiert sind. Wasserstoff hat dabei bis heute keinerlei unerwünschte Nebenwirkungen gezeigt und gilt in seiner medizinischen Anwendung als sicher.